Die Bulu, manchmal auch Boulou geschrieben, ist eine von mehreren verwandten ethnischen Gruppen, die in der bewaldeten südlichen Zentralregion Kameruns, auf dem Festland von Äquatorialguinea und im Norden Gabuns leben. Zusammen werden diese Völker als Fang bezeichnet. Der Name Bulu ist nicht genau festgelegter Begriff einer der drei großen Untergruppen der Fang, wobei Fong einer der Bulu-Stämme ist.
Der Ngui-Geheimbund (auch Ngil- oder Ngi-Geheimbund) wird auch als Gorilla-Gesellschaft bekannt, weil die Mitglieder im Verlauf ihrer Zeremonien Gorillamasken getragen haben. Nur die Fong verwendeten zu diesem Zweck Masken mit einem echten Schädel, wobei Gorilla wird von ihnen als heiliges Tier (Gottheit des Feuers) verehrt. Andere ethnische Gruppen der Fang verwendeten bei Zeremonien der Gorilla-Gesellschaft stilisierte Holzmasken.
Der Ngui-Geheimbund agierte wahrscheinlich schon seit vielen Jahrhunderten im Verborgen. Als Ordnungshüter und Sittenwächter griff er in alle Bräuche und Hauptaspekte des Soziallebens ein, bestrafte die Übeltäter und schützte vor Hexerei und bösen Geistern. Die Gesellschaftsmitglieder hatten wahrscheinlich mehr Macht als mancher Häuptling oder König. Man kann sich gut vorstellen, dass so eine Geheimorganisation im Zeichen des „Heiligen Gorillas“ den Kolonialmächten ein Dorn im Auge war und dementsprechend konsequent bekämpft wurde.
In 1910 wurde der Ngui-Geheimbund und seine Traditionen von der französischen Kolonialverwaltung verboten. Auch in demselben Jahr suchte der deutsche Ethnologe Günther Tessmann vergeblich im Regenwald Kameruns nach dem Gorilla-Geheimbund. Bereits in den Jahren 1907 bis 1909 leitete Tessmann im Auftrag des Lübecker Ethnologischen Museums eine Expedition in den Süden Kameruns und in Äquatorialguinea zur Erforschung der Pangwe (heutiger Name Fang). Der Expeditionsbericht von 1913 stellt eine umfassende Darstellung der Pangwe-Kultur dar und gilt als Hauptwerk Tessmanns, in dem er die Ngui-Gesellschaft zum einzigen und letzten Mal beschrieben hat. Nach dieser Veröffentlichung verlieren sich alle Spuren des Geheimbundes, und seitdem gilt der Kult als ausgestorben.
Auch wenn etwas nicht gefunden werden kann, bedeutet das keineswegs, dass es nicht existiert - vor allem, wenn es geheim gehalten wird. Ein exzellentes Beispiel dafür ist die Ngui-Geheimgesellschaft, die ein Jahrhundert später als vollständig intakter Kult wiederentdeckt wurde.
Der Ethnograph und Fotograf Henning Christoph hat eine dieser Geheimgesellschaften im Jahr 2005 in den Wäldern des Südwestenkameruns wiederentdeckt. Christoph schrieb in sein Tagebuch: „Aus Ethnologischer Sicht war ich auf eine Sensation gestoßen. Als erster Forscher konnte ich einer seit 100 Jahren tot geglaubten und noch nicht dokumentierten Zeremonie beiwohnen und diese auch noch fotografieren. Somit konnte ich das einzige Zeugnis, dass diese Geheimgesellschaft existierte und noch existiert, erstellen“.
Wie von Tessmann früher beschrieben, greift die wiederentdeckte Ngui-Gesellschaft schützend oder – meistens – strafend in das Leben der Fong ein und wird von ihnen als gefürchteter Hüter der Sitten und Aufseher des göttlichen Gesetzes betrachtet. Die wichtigste Rolle des Ngui ist jedoch der Kampf gegen Hexerei und Schadenzauber. Die Rituale werden sowohl im geheimen Kreis der Bundmitglieder als auch öffentlich durchgeführt. Bei öffentlichen Ritualen ist selten bekannt, wer welche Rolle spielt. Die wiederentdeckte Ngui-Geheimgesellschaft der Bulu-Fong ist nur in einer kleinen, etwa 30 Dörfer umspannenden Region aktiv.